Helga sprang auf und nannte ihren N

Helga sprang auf und nannte ihren Namen.
Gut Helga, komm nach vorn!
Wortlos, mit zusammengepresste Lippen, schob Esther ihre Hefte in die Mappe. Auch Susi griff nach ihren Sachen. Ohne zu überlegen, packte sie ihre Schultasche. Sie wollte bei Esther bleiben, dass war klar. Wenn Esther nach hinten musste, ging sie auch. Sie stand auf und blickte um sich. Die Augen der ganzen Klasse waren auf sie gerichtet. In Frau Weigands Miene spiegelte sich Erstaunen.
Esther trug schon ihre Tasche durch die Bankreihen nach hinten. Susi schaute ihr nach, aber sie konnte keinen Fus rühren. Sie war wie festgebannt durch die vielen Augen. Die Mappe in ihren Händen wurde schwer, und die Zeit dehnte sich endlos.
Helga hatte inzwischen ihre Bücher unter die Bank geschoben. Sie lachte Susi an und flüsterte: Kann nichts dafür. Befehl ist Befehl.
Schliesslich griff Frau Weigand nach ihrem Geschichtsbuch und schlug es auf. "Was ist denn, Susi? Setz dich doch endlich.
Da rutschte Susi in die Bank zurück und legte ihre Hefte wieder aufs Pult.
In der Pause blieb Esther r
allein. Susi stellte sich in einen Kreis zu anderen, und nach der Schule rannte sie heim, ohne auf die Freundin zu warten. Dabei hätte sie so gern offen mit ihr geredet wie sonst. Mit Esther konnte sie über alles reden. Aber jetzt war da etwas wie eine Wand, die sich zwischen sie und Esther geschoben hatte. Da kam sie einfach nicht durch.
Auch zu Hause ging dieses dumme Gefühl nicht weg. Susi sass über ihren Matheaufgaben und konnte keine einzige losen. Bilder tauchten auf: die Hakenkreuzringe, Helga in der Jungmädelkluft, die vielen Augen, die sie angestarrt hatten, und Esther ganz allein in einer Ecke des Schulhofs.
Am nächsten Morgen wartete Susi an der Kreuzung, wo sie die Freundin immer traf. Aber Esther kam nicht. Ihr Platz in der Klasse blieb leer.
Gleich nach der letzten Stunde rannte Susi zur Wohnung von Mendelssohn.