Er halt die Frau am Arm und dreht s

Er halt die Frau am Arm und dreht sich immer
wieder um. Ein Polizeioffizier, der den Vorfall beobachtet hat, kommt
angelaufen und weiß besser Bescheid. «Verhaften!» schreit er. «Sofort
verhaften! »
Dieter steckt zwei Finger in den Mund und pfeift laut.
z.•s Auch Fränkie pfeift. Wolle, Rolf und viele andere fallen ein. Wieder
andere rufen « Pfuil » oder « Laßt die Frau in Ruhe!». Und von Wescberll
tier Seite fliegen Steine herüber.
Die Vopos kommen in Bewegung, zwei führen die Frau ab, die ande.
ren richten ihre Maschineripistolen auf die Männer und Frauen auf der
anderen Seite. Die Pfiffe und Rufe werden lauter und die Männer in den
Kampfgruppenuniformen unsicherer.« Schwei-ne! Schwei-ne! » skandiereri
die Leute auf der Westberliner Seite der Straße nun. Und: «Ver-bre-cher!
Ver-bre-cher! Ver-bre-cher! »
Der Polizeioffizier, der die Frau abführen ließ, kommt zurück und
28% schreit Befehle. Die Vopos lassen ihre Stacheldrahtrolleri liegen und bilden
eine Front gegenüber den Westberlinern.
«Und die in eurem Rücken seht ihr nicht?» ruft der junge Mann, des
sen Mutter abgeführt worden ist. «Glaubt ihr etwa, die sind für euch?»
Einige der Männer und Frauen auf der Westberliner Seite lachen, aber
2 sie machen ein paar Schritte zurück.
« Haste mal ‘ne Lulle?» Rolfstößt Dieter an. Er bekommt seine Zigarette,
zündet sie sich mit Dieters Streich hölzern an und setzt sich auf den Rinnstein.
Er kann da nicht mehr zusehen. Er hat Angst davor, jeden Augenblick
unter den Westberlinern den Vater auftauchen zu sehen. Das ist blöd,
Berlin ist groß und die Grenze zwischen West- und Ostberlin fast fünfzig
Kilometer lang. Wie an der Bernauer Straße sieht es sicherlich an allen
Übergängen aus. Vielleicht steht der Vater jetzt art einem anderen Über
gang
— und denkt an ihn, wie er jetzt an den Vater denkt
((Macht keinen Spaß, was?» Daggi hockt sich zu Rolf und nimmt ihm
oo die Zigarette aus der Hand, um mal dran zu ziehen. Und da sagt Rolf es.
Nun darf er ja darüber reden, und jetzt muß er es auch. «Mein Vater ist
seit zwei Tagen drüben. Den seh ich jetzt ewig nicht wieder.»
« Ach, du liebe Scheiße! » Daggi sieht Rolf mitfühlend an, aber er spürt,
daß sie nicht besonders überrascht ist. « Und deine Mutter? »
os «Die ist hier. Und die bleibt auch hier»
«Und du?»
Rolf zuckt die Achseln. «Mal sehen.»